20. April 2024

Blutrecht von Sebastien de Castell

Sebastien de Castell: Blutrecht, Broschierte Ausgabe, Piper Verlag

Falcio ist der Anführer der Greatcoats. In der Kunst des Kampfes ebenso geschult wie im Gesetz des Reiches Tristia, ziehen die Greatcoats als reisende Gesetzeshüter durchs Land, um Gerechtigkeit zu bringen und das Wort des Königs zu verbreiten. Sie sind Helden. Oder vielmehr waren sie es, bis sie tatenlos zusahen, wie die dunklen Herzöge von Tristia das Königreich übernahmen und den Kopf des Königs auf einen Pfahl spießten. Nun bewegt sich Tristia am Rande des Untergangs, und die Barbaren an den Grenzen warten nur darauf, ins Land einzufallen.

Die Herzöge regieren mit Willkür und Chaos, und die Greatcoats sind weit verstreut, gebrandmarkt als Verräter, Diebe und Mörder. Ihren legendären Uniformen sind nur noch Fetzen, die an eine ruhmreiche Vergangenheit erinnern. Alles, was ihnen geblieben ist, ist ein letztes Versprechen, dass sie ihrem getöteten König gaben. Das Versprechen, eine letzte Mission zu erfüllen. Doch wenn sie damit Erfolg haben wollen, müssen sie sich wieder vereinen – oder miterleben, wie die Welt um sie herum in Feuer untergeht … (Klappentext)

Titel: Blutrecht (Traitor’s Blade) Autor: Sebastien de Castell Verlag: Piper (Jo Fletcher Books) Reihe: Greatcoats, #1 Seitenzahl: 448 (384) Genre: Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 12. Mai 2014 (1. Juli 2014) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch (ENG) ISBN: 978-3492703215 (TB) Folgeband: Hochverrat (Greatcoats #2)

Über das Buch und den Autor von Blutrecht

Sebastien de Castell hatte gerade sein Archäologiestudium beendet, als er mit der ersten Ausgrabung begann. Vier Stunden später begriff er, wie sehr er Archäologie hasste und ließ sie kurzerhand hinter sich, um Musiker, Projektmanager, Kampf-Choreograf und Schauspieler zu werden. Auf die eine oder andere Weise spiegeln sich all seine beruflichen Tätigkeiten in seinem Schreiben wider. Sebastien de Castell lebt in Vancouver (Canada) mit seiner Frau und zwei kampflustigen Katzen.

Quelle: www.decastell.com
Autor von "Blutrecht"
Quelle: www.decastell.com

Am 6. März 2014 veröffentlichte Sebastien de Castell seinen Debütromen Traitor’s Blade beim englischenVerlagshaus Quercus und bei Penguin Books in Canada. Zwei Monate später, am 12. Mai 2014, erschien bereits die deutsche Übersetzung des Romans unter dem Titel Blutrecht bei Piper. Blutrecht (Traitor’s Blade) ist der erste Band einer vierteiligen Buchreihe mit dem Reihentitel Greatcoats und entführt den Leser auf seinen 443 Seiten in eine fantastische Welt voller Helden und Verräter. Die Handlung ist in 30 Kapitel unterteilt und wird aus der Perspektive der Hauptperson Falcio del Mond erzählt, dem ehemaligen Anführer der Greatcoats. Die englische und die deutsche Ausgabe des Buches ist jeweils auch als E-Book erhältlich. Übersetzer war Andreas Decker.

Meine Meinung zu Blutrecht

Wenn man Sebastien de Castells Erstlingswerk liest, dann wird man unweigerlich immer wieder an Alexandre Dumas‘ Die drei Musketiere erinnert und tatsächlich scheint der Autor keinen Hehl daraus zu machen, dass sein Roman von dem großen Klassiker inspiriert wurde. Die Handlung könnte sich durchaus im feudalen Europa des Mittelalters abspielen, denn Schwertkämpfe und Ritter sind wesentliche Elemente der Handlung. Gleichzeitig findet man jedoch auch immer wieder Ansätze von Magie im Geschehen und auch die technische Entwicklung scheint zu einem gewissen Grad voran zu schreiten, da hin und wieder Pistolenschützen erwähnt werden. Beides widerspricht zwar ein wenig dem reinen Mittelalter-Ambiente, wirkt jedoch keineswegs künstlich und unglaubwürdig.

Sebastien de Castell: Traitor's Blade Englischer Hardcover (2014) - Blutrecht
Sebastien de Castell: Traitor’s Blade
Englischer Hardcover (2014)

Interessant fand ich auch das politische System. Zwar hatte einst ein König das Sagen im Reich Tristia, er wurde jedoch von den ruchlosen Herzögen seines Reiches einen Kopf kürzer gemacht. Zurück blieben „seine“ Greatcoats, reisende Richter und Hüter des königlichen Gesetzes, die ein wenig an Jedi Ritter erinnern. Seit dem gewaltsamen Tod ihres Königs genießen sie jedoch kaum noch Ansehen bei der Bevölkerung und sind als Verräter verschrien, da sie den Mord am König nicht verhinderten.
Die Gesellschaft in Blutrecht scheint aber das finsterste Mittelalter bereits ein Stück hinter sich gelassen zu haben, denn das Gesetz des toten Königs, das die Greatcoats einst verkündeten, spricht durchaus schon von der Freiheit des Individuums und von mehr Gleichberechtigung zwischen den Untertanen.

Mitten in diese durchaus spannende Welt setzte Sebastien de Castell nun seine drei Protagonisten. Falcio, Brasti und Kest sind drei der verbliebenen Greatcoats und bestreiten ihren Lebensunterhalt mit niederen Diensten als Söldner für reiche Auftraggeber. Schon gleich nach den ersten Seiten geht es spannend los und der Leser findet sich und die Helden in einer handfesten Intrige wieder, die für die drei Greatcoats nicht gut auszugehen scheint. Zum Glück wissen sie mit ihren Waffen (Schwert, Rapier und Bogen) hervorragend umzugehen. Mit viel Wortwitz und Charme bewältigen sie ihre Gegner und schaffen es damit immer wieder, selbst in ausweglos erscheinenden Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Im Laufe der Handlung erfährt der Leser nach und nach mehr über die Hintergründe und warum die Greatcoats so sehr in Ungnade fallen konnten. Oft ist diese Geschichte mit Falcios persönlicher Vergangenheit verknüpft, was der Autor immer wieder durch Rückblicke in die Vergangenheit löst. Mir hat das gut gefallen, weil es half Falcios Gedankengänge besser zu verstehen.

Vom Autor signierte Ausgabe mit der Nummer 84 von 250.
Vom Autor signierte Ausgabe mit der Nummer 84 von 250.

Falcio ist der Anführer der Greatcoats. Er trägt schwer an seiner Vergangenheit, da er seinen geliebten König nicht retten konnte, werden er und die Greatcoats von allen verachtet. Diese große Schuld lässt ihn immer wieder an seinen Fähigkeiten zweifeln und er gibt sich immer wieder selbst die Verantwortung dafür, dass im Reich Tristia so viel verkehrt läuft, seit die Greatcoats nicht mehr für Recht und Ordnung sorgen. Dieses Recht ist auch bitter nötig, denn ritterliche Tugenden wird man bei den Rittern in ihren scheinenden Rüstungen sicherlich nicht finden, und bei den Adligen schon gar nicht. Diese positiven Eigenschaften werden im Buch eher von den Greatcoats vertreten.

In seinem Debütroman hat es Sebastien de Castell geschafft eine überzeugende Leistung abzuliefern. Die Handlung ist insgesamt abwechslungsreich. Leider konnte er die Spannung nicht dauerhaft auf dem gleichen Level halten und es gibt immer wieder Passagen, die man hätte kürzen können, da sie die Handlung nicht voranbringen. So gut mir vieles im Buch auch gefallen hat, muss ich leider auch noch weitere Kritikpunkte anbringen. Nicht überzeugend war für mich der Umgang der Charaktere mit Personen höheren Standes. Die dumme Angewohnheit höhergestellte Personen grundsätzlich zu duzen, hat mir in einer mittelalterlichen Welt noch nie gefallen und ist für mich ein Atmosphäre-Killer ersten Grades. Schlimm ist es auch, wenn auf offenkundige Übertretungen keine Konsequenzen folgen.

„Ja, meine Liebe, du bist wirklich hübsch, und ich nehme an, du bist sehr reich. Aber der Herzog ist ebenfalls attraktiv und vermutlich viel reicher, also kannst du ihn trotzdem nicht besuchen. […] weil du irgendwie wie eine Hure aussiehst und der Herzog ein verheirateter Mann mit mehreren wichtigen Geliebten ist…“

Sebastien de Castell: Blutrecht

Solche Respektlosigkeiten muss sich keine Frau von Stand von einem einfachen Sekretär bieten lassen. Es passte so überhaupt nicht zur Person. Auch wenn er die Dame nicht kannte, so hätte er für diese unglaubliche Beleidigung letztendlich seinen Kopf verlieren müssen. Das wäre glaubhaft gewesen, denn sie war die Tochter des Herzogs…
Überhaupt kommt im Buch für meinen Geschmack zu viel Fäkalsprache an manchen Stellen vor. Eigentlich ist das kein Problem, wenn es zur Person passt. Sie wird jedoch von Charakteren verwendet, von denen man es eigentlich nicht erwartet und dann wirken diese Ausdrücke nur noch kindisch und sind einfach nicht mehr stimmig für mich.
Zum Schluss hin gab es im Buch viele überraschende Wendungen, was die Handlung zwar sehr abwechslungsreich machte, aber in meinen Augen zu dick aufgetragen war. Hier wäre weniger sicherlich mehr gewesen. Nicht immer waren die Handlungen der Charaktere in allen Dingen nachvollziehbar, was ich sehr schade fand. Ich denke, der Autor muss hier noch etwas mehr Feingefühl entwickeln, um zu erkennen, wann er den Bogen überspannt. Für einen Debütroman kann sich Blutrecht jedoch durchaus sehen lassen.

Mein Fazit

3.5 von 5 Sternen "Tolle Geschichte, allerdings mit stilistischen Schwächen."
3.5 von 5 Sternen
„Tolle Geschichte, allerdings mit stilistischen Schwächen.“

Ich kenne und liebe Die drei Musketiere und konnte auch in Blutrecht einige stilistische Elemente von Dumas‘ großartigem Werk finden. Insgesamt hat mir der Roman gefallen. Die Charaktere, insbesondere Falcio, waren gut ausgearbeitet und die Handlung war abwechslungsreich. Leider konnte der Autor die Spannung jedoch nicht in allen Kapiteln hochhalten und auch im Auftreten der Charaktere gab es hin und wieder Verhaltensweisen, die nicht so ganz nachvollziehbar waren, beziehungsweise die einfach nicht so recht ins Charakterbild passen wollten. Das fand ich sehr schade, da die ganze Atmosphäre darunter litt. Ich hoffe, dass es der Autor schafft in den Folgebänden den Ton besser zu treffen. Ansonsten kann ich Blutrecht durchaus jedem empfehlen, der auf der Suche nach einer ideenreichen Geschichte mit interessanten Charakteren ist.

Jay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d