19. März 2024

In der Finsternis (Uccidi il padre) von Sandrone Dazieri

Sandrone Dazieri: In der Finsternis, Deutscher Hardcover, Piper (2015)

Der sehr zurückgezogen lebende Dante Torre kann aus Mimik und Gestik der Menschen lesen, wie andere in einem Buch. Das macht ihn zu einem gefragten Profiler und Berater von Polizei und Anwälten. Doch Dante hat sein Können unter sehr harten Umständen lernen müssen. Er wurde als kleines Kind entführt und lebte elf Jahre lang in einer Zelle aus Beton, ohne Fenster und ohne Kontakt zur Außenwelt. Nur ein maskierter Mann, den Dante „Vater“ nennen musste, sorgte für sein Überleben. Einige Jahre nach Dantes Flucht sterben wieder Menschen und Kinder verschwinden ohne jede Spur. Schnell überkommt ihm eine schlimme Ahnung, denn er fürchtet die Rückkehr seines Peinigers. Zusammen mit der beurlaubten Polizistin Colomba Caselli verfolgt er eine Spur, die weit in die Vergangenheit reicht und die ihn direkt in die Arme des Vaters führen könnte, seinem Entführer, den er immer noch über alles in der Welt fürchtet. (In der Finsternis)

Titel: In der Finsternis Autor: Sandrone Dazieri Verlag: Piper Seitenzahl: 560 Genre: Thriller Alter: 16+ Erste Aufl.: 09. März 2015 Ausgaben: Hardcover, Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3492309134 (TB)

Über das Buch und den Autor von In die Finsternis

Sandrone Dazieri ist ein italienischer Schriftsteller, der am 04. November 1964 in Cremona, einer Stadt in der Lombardei (Italien) geboren wurde. Er machte zunächst eine Ausbildung als Koch und arbeitete dann in verschiedenen Hotels. Er engagiert sich gegen die Atomkraft und für Ärzte ohne Grenzen, ist Umweltschützer und war Hausbesetzer. Er arbeitete als Lektor in einem großen italienischen Verlag, wo er unter anderem Kinderbücher und Romane verfasste, und war als Journalist, zum Beispiel für den deutschsprachigen Fernseh- und Hörfunksender RAI, tätig. Sandrone Dazieri lebt heute in Mailand, wo er vor allem Drehbücher für italienische Krimis verfasst.
Sein Thriller In der Finsternis erschien erstmalig 2015 unter dem Originaltitel Uccidi il padre (Tötet den Vater) und wurde schließlich vom Piper Verlag verlegt, wo er am 9. März 2015 auf Deutsch erschien. Ein Teil der Handlung spielt in Cremona, Dazieris Heimatstadt.

Meine Meinung zu In die Finsternis

Ich weiß nicht mehr wann und wo genau ich über dieses Buch gestolpert bin, aber der Klappentext hat damals wohl den Ausschlag für mich gegeben, es zu kaufen. Dazieri hat mit seinem Protagonistenduo Torre und Caselli auch ganze Arbeit geleistet und beiden eine passende Hintergrundgeschichte aufs Auge gedrückt. Colomba Caselli erfüllt dabei so manches Klischee einer Thriller-Kommissaren, denn sie gehört nicht nur zu den besten ihres Faches, sie ist auch wegen einem dummen Ereignis bei der Klärung eines früheren Falls vom Dienst frei gestellt, hat mit sich selbst zu kämpfen und wird von Kollegen heimlich belächelt. Dass sie sich dennoch an die Fährte des unbekannten Täters heftet, verdankt sie ihrem Chef, der sie heimlich aktiviert und sie Ermittlungen anstellen lässt. Dass Caselli seit jenem katastrophalen Ereignis in Kollegenkreisen gemieden wird, macht sie zu einer guten Partie für ihren neuen „Partner“ Dante Torre, der als bekanntes Entführungsopfer nach jahrelangem Freiheitsentzug ebenfalls einiges an psychischen Problemen mitbringt. Von beiden ist er eindeutig die stärkere Figur, wie ich finde, und Dazieri gibt sich wirklich alle Mühe ihn vielschichtig und glaubhaft darzustellen, was ihm, in meinen Augen auch trefflich gelungen ist. Dantes kleine und große Probleme und die Art und Weise, wie er seinen Alltag meistert, ist allein schon faszinierend zu Lesen. Sein Charakter entwickelt sich, ebenso wie der von Colomba Caselli, während der Handlung stetig weiter, denn er tritt seinen größten Ängsten entgegen und hilft durch seine Menschenkenntnis auch Caselli ein Stück weit aus dem Schneckenhaus, das sie seit ihrer Beurlaubung bewohnt. Die beiden sind ein tolles Team, das sich zwar aneinander reibt, aber immer wieder auch hervorragend ergänzt. Gut gemacht.

Sandrone Dazieri: Uccidi il padre Ital. Originalausgabe Numeri Primi (2015)
Sandrone Dazieri: Uccidi il padre
Ital. Originalausgabe
Numeri Primi (2015)

Die Handlung startet schon gleich mit der ersten Seite recht fesselnd mit einem Rückblick in Dantes Vergangenheit. Danach läuft sie in der Gegenwart langsam an und entwickelt sich mit der Zeit zu einem Fall, der weit über das hinaus geht, was man als Leser von dem Buch erwartet hätte. Die Entwicklung der Handlung vorher zu sehen bzw. zu durchschauen ist nahezu unmöglich. In diesem Punkt konnte mich Sandrone Dazieri wirklich überraschen, auch wenn die Handlung zum Teil nahe am Rand der Glaubwürdigkeit balancierte. Ich will an dieser Stelle auch nicht mehr darüber verraten, um nicht die Spannung zu nehmen. Lasst euch einfach darauf ein und euch überraschen.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und auch wenn ich selbst kein Italienisch kann, um den Originaltext zu vergleichen, glaube ich, dass die Übersetzerin Claudia Franz sehr gute Arbeit geleistet hat. Man kommt schnell in die Geschichte und die Seiten fliegen nur so dahin. Längen konnte ich für mich keine finden, denn die zahlreichen Perspektivenwechsel ermöglichen einen Blick auf die Ereignisse von verschiedenen Seiten. Gegen Ende des Buches nimmt die Handlung dann nochmal Fahrt auf und mündet in einem, nicht allzu übertriebenen Showdown, der jedoch schon einiges an Dramatik mitbringt. Ich würde mir an dieser Stelle wünschen, dass sich der Autor irgendwann durchringt einen weiteren Roman mit Caselli und Torre zu schreiben, weil mir beide wirklich gut gefallen haben. Auch bieten die beiden genügend Potenzial, das man aufgreifen und weiter entwickeln könnte

Mein Fazit

4.5 von 5 Sternen "Abwechslungsreich und nicht vorhersehbar. Gut geschrieben!"
4.5 von 5 Sternen
„Abwechslungsreich und kaum vorhersehbar. Gut geschrieben!“

In der Finsternis ist ein abwechslungsreicher Thriller der sich mit der Zeit in eine kaum vorhersehbare Richtung entwickelt, ohne dabei vom Boden abzuheben und unglaubwürdig zu sein. Die Protagonisten sind interessant und vielschichtig dargestellt und bieten genug Potenzial für weitere Romane in einer Reihe, die vielleicht noch kommt. Wer gute und abwechslungsreiche Thriller mag, sollte einen Blick auf diesen Bestseller wagen. Sandrone Dazieri kann wirklich schreiben, daher eine Leseempfehlung von mir.

Wen dieser Thriller gefällt, dem könnte auch Kellerkind von Nicole Neubauer gefallen.

Jay

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