28. März 2024

Apfeldiebe von Michael Tietz (Thriller)

Michael Tietz: Apfeldiebe, Hardcoverausgabe, Bookspot Verlag (2011)

Als der dreizehnjährige Alex durch Zufall in einer alten Burgruine eine aufregende Entdeckung macht, wird sich sein Leben und das von vier weiteren Jungen schlagartig verändern. Zuerst sollte es nur ein Spiel und Abenteuer sein, das Alex, Kasimir, Rufus, Max und dessen kleiner Bruder Timi den Nachmittag vertreibt, doch es entwickelt sich zu tödlichem Ernst. Als die fünf Jungen an diesem sonnigen Vormittag ohne jede Spur verschwinden, hat niemand etwas gesehen. Niemand, außer ein eigenbrötlerischer alter Mann und dessen Hund, der die Menschen ebenso meidet, wie sie ihn. Für ihn sind Kinder nur Apfeldiebe.
Für die Jungen wird es unterdessen ein Kampf auf Leben und Tod und die Hoffnung auf Rettung schwindet schnell und macht Platz für Panik und Wahnsinn. Für keinen der fünf wird das Leben je wieder so sein, wie am frühen Morgen des Tages, als sie zur Burgruine aufbrachen – wenn sie den Tag überhaupt überleben…

Titel: Apfeldiebe Autor: Michael Tietz Verlag: Bookspot Verlag Seitenzahl: 464 Genre: Thriller Alter: 16+ Erste Aufl.: 01. November 2011 Ausgaben: Hardcover, E-Book ISBN: 978-3937357522 (HC)

Über das Buch und den Autor von Apfeldiebe

Michael Tietz hat sich 2010 bereits mit seinem Debütroman Rattentanz ins Gespräch gebracht, einer Dystopie, die den Leser von den ersten Seiten an fesseln kann. Mit Apfeldiebe ist 2011 sein zweiter und leider bisher letzter Roman erschienen.
Michael Tietz wurde 1965 in Chemnitz geboren und ist gelernter Krankenpfleger. Er flüchtete 1989, kurz vor dem Fall der Mauer nach Westdeutschland, wo er blieb. Inzwischen hat er eine Frau und einen Sohn und wohnt in Bonndorf, eine Gemeinde mit knapp 7.000 Einwohnern, im Südschwarzwald, wo bereits ein Großteil der Handlung von Rattentanz spielte. Auch Apfeldiebe spielt in seiner Heimat (was ihm wichtig ist). Die Ruine Roggenbach liegt südlich von Bonndorf und zudem nicht weit von der kleinen Ortschaft Wittlekofen, dem Heimatort der Protagonisten. Apfeldiebe hat 464 Seiten und ist in 38 Kapitel plus einem Prolog und einem Epilog unterteilt.

Meine Meinung zu Apfeldiebe

Rattentanz war mir bereits 4.5 Sterne wert. Apfeldiebe ist aber nochmal ein Stück besser in meinen Augen. Es zählt definitiv schon jetzt zu meinen Jahreshighlights 2016. Michael Tietz schreibt so eingehend und spannend, dass ich das Buch in gut 12 Stunden verschlingen musste, unterbrochen nur von einer kurzen nächtlichen Schlafpause. Vorschusslorbeeren für ein Buch, wie kommt’s?

Michael Tietz siedelt seine Geschichte nicht nur an realen Schauplätzen im Südschwarzwald an, er nimmt sich auch die Zeit seine Geschichte detailreich zu entwickeln und aufzubauen. Mit dem Prolog nimmt er einen recht fesselnden Abschnitt der Handlung vorweg und erzählt dann in den ersten Kapiteln, wie es dazu kam. Er nimmt sich genug Zeit seine Charaktere, die fünf Jungs (ich sage bewusst nicht „Freunde“, weil das sind sie nicht) und den kauzigen alten Gernot Seiler glaubhaftes Leben einzuhauchen. Er wirft sie nicht nur einfach so in die Handlung, sondern gibt jedem einzelnen von ihnen eine interessante Hintergrundgeschichte mit auf den Weg. Man liest also nicht nur, wie sich die Protagonisten verhalten, sondern weiß auch warum, kennt ihre Ängste und Nöte, hat tiefere Einblicke in ihre Psyche und Gedanken, versteht ihre Emotionen und kommt dabei nicht zur Ruhe. Dadurch wird es einfach zu den Personen eine positive oder auch negative Beziehung aufzubauen, sie gern zu haben, zu lieben, zu verachten und zu hassen. Die Not der Jungen und auch die tragische Vergangenheit von Gernot Seiler lassen den Leser nicht kalt, zumindest ging es mir so. Man liest Kapitel um Kapitel und kann einfach nicht anders, als das Buch regelrecht zu fressen. :lesen:

Ab dem „Verschwinden“ der Jungen wird es dann, in doppelter Hinsicht, richtig düster und es beginnt eine unglaublicher, aber glaubwürdiger Kampf ums nackte Überleben, bei dem der Leser in der ersten Reihe sitzen darf. Die Atmosphäre, wenige Seiten vorher noch getragen von Sonnenschein eines warmen Sommertages und Lebensfreude, wird dunkel und unheimlich. Trauer, Angst, Panik, Ekel, Wahnsinn und Verzweiflung bestimmen ab diesem Zeitpunkt das Geschehen. Dazwischen gibt es jedoch auch immer wieder Hoffnung, Zuversicht und Freude, sodass man als Leser ein ständiges Wechselbad der Gefühle erleben darf. Langweilig wurde es mir jedenfalls nicht. Apfeldiebe wird als Psychothriller bezeichnet und das ist der Roman wirklich, denn die psychische Entwicklung der Protagonisten trägt einen wesentlichen Anteil zur Spannung bei. Ein für mich ausschlaggebender Punkt ist auch immer die Glaubhaftigkeit der Handlung, was Apfeldiebe absolut erfüllt hat.

Noch kurz ein paar Worte zu den Charakteren, ohne zu viele Details zu verraten. Sie alle tragen etwas zur Geschichte bei und sie sind, ganz wichtig, völlig verschieden. So richtige Freundschaften gibt es nicht zwischen allen von ihnen. Hingegen hat jeder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen, die sich schließlich aufgrund der außergewöhnlichen Situation und Zwangslage, in der sich die Jungen befinden, an die Oberfläche drängen und sich unmittelbar auf die Beziehungen der Protagonisten untereinander auswirken. Die Geschichte lebt vor allen Dingen von diesen Beziehungen und den Emotionen der Charaktere und Michael Tietz versteht es vortrefflich daraus eine packende Geschichte zu entwickeln. Mit Gernot Seiler, dem alten Kauz aus dem Dorf, gelingt dem Autor zudem ein guter Protagonist für einen parallelen Handlungsstrang, der es Michael Tietz erst ermöglicht eine ganze Reihe von Cliffhangern einzubauen. Perspektivenwechsel meist dann, wenn die Spannung gerade wieder am Scheitelpunkt ist. Dennoch hat Seiler seine Berechtigung und er ist viel mehr, als nur ein Opfer oder Nebendarsteller. Mehr will ich zu den Personen hier auch gar nicht verlieren. Lest selbst! 🙂

Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig. Längen gibt es nicht, dafür eine Vielzahl kleiner Spannungskurven über die ganze Handlung hinweg. Wie es ausgeht, verrate ich natürlich nicht, nur so viel, dass das Ende gelungen und angemessen ist. Perfekt!

Mein Fazit

5 von 5 Sterne "Psychothriller om Feinsten." (Apfeldiebe)
5 von 5 Sterne
„Ein Psychothriller vom Feinsten. Mehr davon!“

Für mich ist Apfeldiebe rundum gelungen. Endlich mal wieder ein Buch, das mich wirklich in allen Punkten begeistern konnte. Es hat einfach alles gestimmt. Erzähltempo, Spannung, Abwechslung und natürlich allem voran die Protagonisten, die ich mir detaillierter kaum vorstellen kann. Hinzu kommt eine glaubhafte Handlung. Schade nur, dass Michael Tietz seit Jahren kein Buch mehr veröffentlicht hat. Ich würde jedes einzelne sofort kaufen und verschlingen. Leseempfehlung für Thriller-Liebhaber von mir!

Jay

6 Gedanken zu “Apfeldiebe von Michael Tietz (Thriller)

  1. Hallo Jay!

    Ich werde mich melden, wenn ich es zu Ende gelesen habe!

    Und was ich gerade sehe …nehmen wir mal lieber die Rezensionen ..und die Wirtschaft lassen wir außen vor 😉 😀

  2. Vielen Dank für deinen Beitrag zu diesem Buch! Seit „Das Labyrinth“ folge ich deinen Rezessionen und wenn ich aufgrund der Bücherflut nicht weiss was ich lesen soll, schaue ich mir deine Beiträge an! Die Beschreibung von „Apfeldiebe“ hat mir gefallen – es hört sich sehr interessant an. Dein Beitrag dazu hat meine Entscheidung bestärkt, dieses Buch nun zu lesen! Ich bin gespannt :)!

    1. Huhu Silke,

      vielen Dank für dein Vertrauen. Es freut mich, dass du meinem Blog folgst. Apfeldiebe fand ich super und mich würde auf jeden Fall deine Meinung interessieren, wenn du es fertig gelesen hast. Viel Spaß dabei. 🙂

      LG
      Jay

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