19. April 2024

Matt Haig: Echo Boy

The price of imagination is pain.

Matt Haig: Echo Boy
Matt Haig: Echo Boy Englischer Hardcover (2014)
Matt Haig: Echo Boy
Englischer Hardcover (2014)

Wir schreiben das Jahr 2113. Obwohl sich die Erde im vergangenen Jahrhundert klimatisch stark verändert hat, Spanien zum Beispiel ist eine unbewohnbare Wüste geworden, hat die Technologie der Menschheit große Sprünge nach vorne gemacht. Das Reisen zwischen den Kontinenten ist so einfach und schnell, wie ein Besuch im Nachbarort. Mond und Mars wurden inzwischen besiedelt. Viele unbeliebte Arbeiten werden von künstlich erschaffenen, menschenähnlichen Wesen ausgeführt, sogenannten Echos (Enhanced Computerized Humanoid Organism), die von großen Firmen hergestellt werden und die inzwischen schon veralteten Roboter ersetzen. Echos sehen aus wie Menschen und sie bluten wie Menschen, doch sie kennen keine Gefühle, keine Anteilnahme und keinen Schmerz.
Audrey Castle lebt mit ihren Eltern in einem Stelzenhaus im Norden Englands, das nach einigen Naturkatastrophen zu Dreivierteln mit Wasser bedeckt ist. Audrey liebt ihre Familie und ihren Vater. Doch ihr Leben ändert sich schlagartig, als Alissa, der weibliche Echo der Familie, Audreys Vater und die Mutter tötet und sie selbst nur mit knapper Not entkommt. Audrey findet Schutz bei ihrem Onkel Alex Castle in London, einem der reichsten Männer Europas und Produzent von Millionen Echos…
Daniel ist ein Echo, aber er ist nicht wie die anderen seiner Art. Als er Audrey in der Villa ihres Onkels begegnet, fühlt er eine seltsame Verbindung zu ihr, die er eigentlich nicht haben dürfte und die er sich nicht erklären kann. Als Audrey jedoch in große Gefahr gerät und schließlich die wahren Hintergründe zum Tod ihrer Eltern erfährt, ist er fest entschlossen ihr zu helfen…

Titel: Echo Boy Autor: Matt Haig Verlag: dtv (Corgi Childrens) Seitenzahl: 400 (416) Genre: Fantasy Alter: 14+ Erste Aufl.: 09. Dezember 2016 (06.03.2014) Ausgaben: Hardcover (ENG), Taschenbuch, E-Book, Hörbuch (ENG) ISBN: 978-3423717120 (TB)

Zum Buch und zum Autor

Matt Haig wurde bereits durch seine beiden Bestsellerromane Die Radleys und Ich und die Menschen bekannt. Er wurde 1975 in Sheffield, Yorkshire (England) geboren und wohnte seitdem in Nottinghamshire, Ibiza und London. In Hull studierte er Englisch und Geschichte und machte seinen Master in Leeds. Heute lebt er in New York, zusammen mit seiner Frau, der Schriftstellerin Andrea Semple, und ihren beiden Kindern Lucas und Pearl. Seine Bücher wurden in 29 Sprachen übersetzt.
Echo Boy ist Matt Haigs sechstes Buch für Jugendliche/Erwachsene (er schreibt auch Kinderbücher) und erschien am 06. März 2014 beim Verlag Bodley Head/Random House. Der englische Hardcover hat 399 Seiten und ist in mehrere Abschnitte und viele kurze Kapitel unterteilt, wodurch es sich auch gut in kleinen Schritten lesen lässt. Der Zeilenabstand ist relativ groß, was das Lesen angenehm macht.
Neben der englischen Hardcoverausgabe gibt es Echo Boy auch als eBook. Die deutsche Übersetzung wird erwartet.

Meine Meinung

Matt Haig: Echo Boy, TB, dtv, 2016

Nachdem mir Matt Haigs Ich und die Menschen recht gut gefallen hat, hatte ich auch hohe Erwartungen an seinen neuen Roman Echo Boy. Es fing auch zunächst ganz gut an. Ich lernte Audrey und ihre Familie kennen und eine ganze Reihe Katastrophen, die der Welt in den vergangenen 100 Jahren widerfahren war. Die Berichte von Naturkatastrophen und die Veränderungen in der Gesellschaft waren durchaus glaubhaft beschrieben und die ersten Seiten waren auch schnell gelesen. So richtig sollte es dann losgehen, als Alissa, der Echo im Haus von Audreys Familie, plötzlich eine Fehlfunktion zu haben schien und Audreys Vater und Mutter mit einem Küchenmesser tötet. Audreys Flucht aus dem Haus und die mehr oder weniger freiwillige Rettung in die Villa ihres reichen Onkels Alex Castle waren auch noch relativ mitreißend und einleuchtend. Allerdings ging danach die Spannungskurve über längere Passagen spürbar nach unten. Die Geschichte plätscherte über 150 Seiten nur so dahin, ohne dass recht viel passierte. Es gab zwar immer wieder kurze Spannungsmomente, aber die Handlung ging nicht wirklich voran. Etwa ab der Hälfte des Buches nahm sie dann wieder Fahrt auf. Das lag insbesondere am wiederholten Perspektivenwechsel zwischen Audrey und dem Echo Daniel, dem zweiten wichtigen Protagonisten in Echo Boy. Man erfährt einiges über die Hintergründe seiner Entstehung und warum und wie er sich von den vielen Millionen anderer Echos unterscheidet. Allerdings blieben die handelnden Personen im Roman ziemlich farblos und verhielten sich manchmal sogar etwas unlogisch. Alex Castle, Audreys steinreicher Onkel, konnte als machthungriger  Unternehmer nicht hundertprozentig überzeugen und sein psychisch gestörter Sohn Iago sogar noch weniger. Dadurch ist in meinen Augen viel von der Spannung verlorengegangen.

Matt Haig: Echo Boy Signierte Titelseite mit Datum (29/4/2014) und "Line": The price of imagination is pain.
Matt Haig: Echo Boy
Signierte Titelseite mit Datum (29/4/2014) und „Line“: The price of imagination is pain.

Der Roman beinhaltet einige interessante Handlungsfäden, die jedoch leider nicht weiter verfolgt wurden und mehr oder weniger schnell im Sande verliefen. Das wäre nicht so schlimm, wenn es eine Fortsetzung gäbe, aber Echo Boy ist ein eigenständiges Werk und ein Nachfolger (bisher) nicht geplant. Nach der Lektüre hatte ich somit leider das unbefriedigende Gefühl, dass die Geschichte nicht völlig abgeschlossen und rund ist, etwa so, wie wenn im Herren der Ringe Sauron am Ende entkommt. Man denkt sich: „War’s das jetzt etwa?“
Matt Haig hat für Echo Boy bereits einige gute Kritiken erhalten. Allerdings fand ich die Geschichte bei Weitem nicht so „rührend, lustig, fesselnd und einfallsreich“, wie manche große Zeitung dies behauptet. Ich konnte weder lachen, noch konnte ich mir auch nur eine einzelne Träne aus den Augen quetschen. Allein schon die Tatsache, dass mir beim Lesen desöfteren selbige Augen zufielen, spricht Bände.
Hinzu kommt, dass die Geschichte allzu vorhersehbar war, weshalb mich manche Wendungen nicht überraschen konnten. Überraschend war lediglich der Schluss, da er so ernüchternd unspektakulär war und meinen Erwartungen nicht gerecht wurde. Hier hätte der Autor weitaus mehr herausholen können, denn ein großer Showdown hätte der Handlung gut getan.

Fazit

3 von 5 Sternen "Hochgelobt, aber doch eher durchschnittlich."
3 von 5 Sternen
„Hochgelobt, aber doch eher durchschnittlich.“

Echo Boy hat viele Erwartungen in mir geweckt, die das Buch leider nicht erfüllen konnte. Die Ideen und Ansätze waren dabei durchaus gut, allerdings hätte man da weitaus mehr daraus machen können. Das Ganze wirkte auf mich vielmehr wie der erste Entwurf eines tollen Romans, dem noch einiges an Ideen und Überraschungen fehlt, um wirkliche Spitzenklasse zu werden. Ich und die Menschen war hier wesentlich besser. Der Geschichte fehlte es an Tiefgang, sie war in weiten Teilen vorhersehbar und zum Teil nicht nachvollziehbar. Das Ende fand ich unbefriedigend, das Gesamtwerk durchschnittlich.

Ich habe das Buch auf Englisch gelesen.

Jay

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