19. April 2024

Der heimliche SuB (Stapel ungelesener Bücher) und die Gefahren

Jeder Vielleser kennt das Problem des Stapels ungelesener Bücher (SuB), der schneller anwächst, als man mit dem Lesen hinterherkommt. Ich persönlich mag es ja, wenn ich mindestens 100 verschiedene ungelesene Bücher zur Auswahl daheim habe, aus denen ich jederzeit wählen kann, was ich als Nächstes lesen möchte. Früher waren diese Stapel noch realer und stellten, wenn sie zu hoch geschichtet wurden, unter Umständen eine Gefahr für Leib und Leben von kleineren Haustieren dar. Insbesondere bei Meerschweinchen und Hamstern.

Kobo Glo mit "Blood Song" von Anthony Ryan (der heimliche SuB)

Inzwischen haben nun aber E-Book-Reader in vielen Wohnungen Einzug gehalten. Der größte Vorteil dabei ist, dass sich die realen Stapel zumindest materiell stark reduzieren oder zumindest weniger schnell anwachsen. Es gibt auch weniger abzustauben und auch in kleinen Regalen ist nun wieder mehr Platz für anderen Krimskrams.

„Na, dann ist doch alles prima,“ werden einige sagen. Stimmt, aber nur hinsichtlich des Platzes im Regal, denn die ungelesenen Bücher „stapeln“ sich natürlich trotzdem noch. Allerdings weniger offensichtlich. Man spricht daher auch nicht mehr von einem SuB, sondern von einer FuB (Festplatte ungelesener Bücher) – das ist der heimliche SuB.

Wenn man als Leser nur Wert auf den Inhalt legt und man auf gedruckte Werke verzichten kann, dann sind E-Books schon eine tolle Sache. Wenn ich in meinen Kobo Glo (oder meinen neuesten E-Book-Reader) mit E-Books voll mache, dann passen da so etwa 1.200 Bücher drauf. Der interne Speicher von 2 GB lässt sich jedoch nochmal um 32 GB erweitern, was Platz für weitere 20.000 Bücher schafft, mehr als die meisten Menschen in einem ganzen Leben lesen werden. Wunder der Technik. Man kann also problemlos in seinem Nachtkästchen eine ganze Bücherei mit etwa 22.000 Büchern liegen haben, ohne dass der Hamster deswegen Albträume bekommen muss.

Kommen wir zurück zur FuB bzw. doch SuB (Speicherkarte ungelesener Bücher) und zur trügerischen Sicherheit, die von ihnen ausgeht.  Denn nur weil ich die Bücher im Regal nicht mehr sehen kann/muss, sind  sie ja trotzdem da und mit jedem Besuch im Online-Shop des E-Readers wächst die Zahl der ungelesenen stetig an. Ein paar Kilobyte hier und ein paar Kilobyte da… und ehe man sich versieht, hat man wieder Lesestoff für die nächsten Monate oder Jahre beisammen. Es ist wie das Einkaufen mit Bank- und Kreditkarten: so schnell, so einfach und ganz ohne Reue. Man muss dabei nicht mal den Geldbeutel öffnen.
Der heimliche SuB wächst still und leise auf den Lesegeräten und erst, wenn einem irgendwann der Speicherplatz ausgeht, merkt man sein gigantisches Ausmaß. Früher brauchte man in diesem Fall ein neues Regal, heute genügt theoretisch eine weitere Speicherkarte für die nächsten 20.000 Bücher. Der heimliche SuB kann weiter wachsen.

Zum Glück gehöre ich nicht zu der Sorte Leser, die ganz auf gedruckte Bücher verzichten wollen. Ich habe immer noch gerne meine echten Bücherstapel um mich. E-Books sind zwar eine praktische Sache, wenn es um Platzersparnis geht, aber es sind halt trotzdem nur Bits und Bytes, eine Ansammlung aus Nullen und Einsen, die man nicht fühlen, beschnuppern und streicheln kann. Ich liebe schöne Bücher aus gutem Papier und mit künstlerisch gelungenen Covers, die die Liebe zum Detail zeigen. Aus diesem Grund nutze ich beides gleichermaßen und bin froh, dass ich nicht auf die eine oder die andere Form verzichten muss. Und während neben dem Regal ein echter Stapel langsam anwächst, wächst der andere heimlich in meinem Nachtkästchen…

Jay

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