25. April 2024

Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts von Daniel Illger

„Dann sagt mir: Wer reitet mit der Nachtjagd?“
„Die im Leben den Tod ehren“, sagte der erste Reiter.
„Die im Tod die Verdammnis preisen“, sagte der zweite Reiter.
„Die in der Verdammnis den Segen finden“, sagte der dritte Reiter.

Daniel Illger: Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts
Daniel Illger: Skargat Der Pfad des schwarzen Lichts Hobbit Presse, Klett-Cotta (2015)

In einem abgelegenen Dorf des ahekrischen Reichs lebt der Außenseiter Mykar, denn seine Geburt im Jahr der bösen Ernte stand unter einem schlechten Stern. Von seiner eigenen Familie und allen Bewohnern verachtet, muss das „Skargat-Kind“ fast täglich unter den Schikanen der anderen Dorfkinder leiden. Nur Cay, der Sohn des geachteten Dorfpriesters, stellt sich auf seine Seite, beschützt ihn und wird sein Freund. Doch als Mykar 13 Jahre alt ist, wird Cays große Liebe bei einem schrecklichen Verbrechen auf grausame Weise getötet und schon bald finden die aufgebrachten Dorfbewohner in Mykar einen geeigneten Sündenbock.

Sie schlagen in fast zu Tode und zerren den schwer verletzten Jungen in den Wald, wo man ihn zum Sterben zurücklässt – alle halten ihn für tot.
Sieben Jahre später wird Mykars treuer Freund Cay von den Schergen des Grafen gefangen genommen und des Mordes am Sohn des Grafen beschuldigt. Für Mykar ist die Zeit gekommen zu den Lebenden zurückzukehren und Cay vor dem sicheren Tod zu retten. In dem versoffenen Adligen Justinius und seiner etwas verrückten Magd Scara findet er schon bald Mitstreiter, die mit ihm zur Perle aufbrechen, der großen ahekrischen Stadt und Sitz des mächtigen Dorn. In den Gassen und auf dem riesigen Friedhof der Stadt trifft Mykar auf die geheimnisvolle Vanice und erfährt mit der Zeit, dass es hier um weitaus mehr geht, als um seinen Freund Cay. Finstere Geisterhorden durchstreifen das Land und Mykar, Justinius und Scara wollen sich ihnen stellen…

Titel: Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts Autor: Daniel Illger Verlag: Hobbit Presse/Klett-Cotta Reihe: Skargat, #1 Seitenzahl: 575 Genre: Fantasy Alter: 14+ Erste Aufl.: 2015 Ausgaben: Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3608981605 (TB) Folgeband: Skargat – Das Gesetz der Schatten

Über das Buch und den Autor von Skargat

Daniel Illger, geboren 1977, hat an der Freien Universität Berlin promoviert und arbeitet als Film- und Literaturwissenschaftler. Mit Skargat veröffentlichte er am 21. Februar 2015 seinen fantastischen Debütroman und den Auftakt einer düsteren Fantasyreihe, deren Handlung sich erfrischend vom Gros der Fantasybücher abhebt. Skargat – Der Pfad des schwarzen Lichts umfasst knapp 570 Seiten und ist als E-Book und broschierte Ausgabe bei Hobbit Presse/Klett-Cotta erschienen.
Die Handlung ist in drei große Teile mit 13, 22 und 30 Unterkapiteln unterteilt. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive der drei Hauptcharaktere Myka, Justinius und Vanice, wobei die Perspektive sich mit den einzelnen Kapiteln immer wieder ändert. Das offene Ende des Buches lässt eine Fortsetzung vermuten.

Meine Meinung zu Skargat

Als ich das erste Mal von Skargat las, da war mir sofort klar: dieses Buch muss auf deinen SuB, sobald es erscheint. Die Handlung ist richtig richtig düster und ich liebe Dark Fantasy über alles. In Daniel Illgers Buch kommen die dunklen Kreaturen der Nacht so richtig zur Geltung, denn nicht nur Untote hausen auf den Friedhöfen, in den Gruften der Verblichenen und zwischen den Seiten des Buches, sondern auch andere Kreaturen, die für ihre tägliche Ration Fleisch nicht extra auf die Jagd zu gehen brauchen, um sich ihren Mitternachts Imbiss zu sichern. Dass solche Horrorszenarien bei zart besaiteten Gemütern naturgemäß einen gewissen Ekelfaktor mit sich bringen, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.
Manchen mag das etwas zu düster sein, ich fand’s jedoch passend. Wie gesagt: Ich mag’s düster und zartbesaitet bin ich sicher auch nicht.

Zum Glück spielt die Handlung nicht nur auf Friedhöfen und in dunklen Gruften, sondern auch in den Gassen und Kneipen der großen Stadt Perle, der Daniel Illger vielfältiges Leben einhaucht. Interessant sind dabei insbesondere die liebevoll ausgearbeiteten Protagonisten der Geschichte und auch viele Nebencharaktere: Da ist zum einen der junge, totgeglaubte Mykar, der zurückkehrt, um seinem Freund Cay zu helfen und der mit dem Totenschädel eines jungen Mädchens eine tiefe Beziehung eingeht. Mykar umgibt etwas Dunkles und er zeigt eine Vielzahl von Charakterzügen, die ihn in der Geschichte interessant und auch geheimnisvoll erscheinen lassen. Justinius hingegen vertritt das typische schwarze Schaf einer Adelsfamilie, das sich am liebsten den flüssigen Gaumenfreuden hingibt und mehr oder weniger freiwillig in die Geschichte hineingezogen wird. Interessant fand ich die Wandlung, die sein Charakter im Laufe der Handlung durchmacht, was ihm einen großen Sympathiebonus bei mir einbrachte. Zudem liebe ich seinen Sarkasmus, der immer mal wieder durchkommt, und ganz besonders die kleinen Kappeleien mit seiner Magd Scara. Diese ist ein wenig verrückt und ich bin gespannt, wie sie sich in der Fortsetzung noch weiter entwickeln wird. Gegenüber Justinius nimmt sie eher die Rolle einer fürsorglichen und besorgten Mutter ein, als die einer Magd. Ihre Kommentare und vor allem die Gespräche mit ihrem Herrn sind zudem immer wieder recht erfrischend. Die geheimnisvolle Vanice gibt der Geschichte schließlich zahlreiche düstere Komponenten mit. Nicht nur, dass sie sich am liebsten auf Friedhöfen herumtreibt und dort einen Bekanntenkreis von fleischbegeisterten Freunden der Nacht ihr Eigen nennt, sie ist auch selbst voller Mysterien. Dies alles vermischt Daniel Illger zu einem abwechslungsreichen, witzigen und ernsthaften, oft skurrilen und manchmal makaberen Storyline, der man gerne folgt. OK, manchmal hätte ich mir gewünscht, die Handlung würde etwas zügiger voranschreiten. Manchmal wirkte sie auf mich etwas verworren und langatmig. Man liest Kapitel und fragt sich danach, was es nun zur Handlung beigetragen hat. Allerdings war das noch im Rahmen und tat das dem Lesespaß keinen großen Abbruch, wie ich finde.

Gut fand ich die wechselnde Perspektive, bei der jeweils aus der Sicht von Mykar, Vanice oder Justinius erzählt wird. Dadurch sieht man die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln und erfährt auch so einiges von den Gedankengängen der Mitstreiter. Die Fokussierung auf nur eine Person wäre vermutlich schnell zu eintönig geworden. Was mich aber ein wenig gestört hat, das war in manchen Abschnitten die allzu häufige Verwendung von infantilen Kraftausdrücken durch Justinius. OK, der Typ ist ein heruntergekommener Säufer, dennoch fand ich seine Ausdrucksweise bisweilen eher zu einem kindischen Gossenjungen passend, als zu einem erwachsenen Mann adliger Herkunft. Weniger wäre hier sicher mehr gewesen, um seinen Charakter Farbe zu verleihen. Die Intention des Autors, was Justinius‘ Charakter betrifft, ist klar. Es war mir nur etwas zu dick aufgetragen.

Gut fand ich hingegen, dass man im Laufe der Handlung immer mehr auch über die Vorgeschichten der Protagonisten erfährt. Sie bleiben also nicht farblos, auch wenn es mir schwerfiel zu Mykar einen Draht zu finden. Zudem sind die Hauptcharaktere nicht durchweg gut oder böse, sondern sie haben alle ihre Ecken und Kanten, wie es eben im wirklichen Leben auch oft der Fall ist. Sie bringen Geheimnisse mit und kämpfen, mehr oder weniger erfolgreich, immer wieder gegen ihre eigenen Probleme an, wodurch sie viel an Glaubhaftigkeit gewinnen. Strahlende Helden sind sie nicht, müssen sie aber auch nicht sein.

Der Schluss von Skargat zeigt eindeutig, dass eine Fortsetzung im Raum steht und ich hoffe, dass Daniel Illger uns diese schon bald präsentieren kann. Ich für meinen Teil freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit Mykar, Scara, Vanice und Justinius.

Mein Fazit zu Skargat

4 von 5 Sternen "Sehr düstere Fantasy mit abwechslungsreicher Handlung und interessanten Charakteren."
4 von 5 Sternen
„Sehr düstere Fantasy mit abwechslungsreicher Handlung und interessanten Charakteren.“

Wer Skargat lesen will, der sollte mit einem gewissen Ekelfaktor zurechtkommen und sich auch von gelegentlichen Leichenteilen (z. B. in blubbernden Kochtöpfen) nicht abschrecken lassen. Friedhöfe spielen als Handlungsort eine relativ große Rolle und die Geschichte ist streckenweise ziemlich abstrus. Das sind Dinge, die wohl nicht allen Lesern gefallen werden. Allerdings macht gerade das den Reiz von Skargat aus, weil sich der Autor vom romantischen Fantasyschema verabschiedet und den Leser mit bildhaften Beschreibungen die dunklen Seiten aufzeigt. Der Handlungsrahmen ist düster, dennoch gewinnt die Geschichte vor allem durch die facettenreichen Charaktere einiges an Charme und Witz. Skargat hebt sich nicht zuletzt aus diesem Grund positiv vom üblichen Einheitsbrei vieler Fantasybücher ab und besticht mit neuen Ideen und einer abwechslungsreichen, spannenden Handlung. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Jay

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