20. April 2024

Schattenwanderer von Alexey Pehov

Alexey Pehov: Schattenwanderer, Dt. Taschenbuchausgabe, Piper Verlag (2012)

Garrett ist DER Meisterdieb in Awendum, der Hauptstadt des Königreichs Vagliostrien. Seine Erfahrung und sein Können bescheren ihm die schwierigsten Aufträge, wenn es darum geht die Reichen und Mächtigen um den einen oder anderen wertvollen Gegenstand zu erleichtern. Doch eines Nachts geht ein Raub schief, Garrett wird gefasst und findet sich vor dem König wieder. Will er nicht den Rest seines Lebens in einer feuchten Zelle verbringen, muss er einen gefährlichen Auftrag annehmen. Er soll in einer mit Fallen gespickten, unterirdischen Totenstadt ein wertvolles Artefakt, das „Horn des Regenbogens“ finden und ins Königreich bringen. Nur durch das Horn kann dem „Unaussprechlichen“, einem mächtigen Magier, der Vagliostrien mit einer Armee aus Riesen, Ogern und Orks bedroht, Einhalt geboten werden.
Doch keiner weiß, wo genau in dem Labyrinth der Totenstadt das Horn zu finden ist. Garrett bleibt nichts anderes übrig, als in das verbotene Viertel von Awendum einzudringen, um im verlassenen Turm der Magier nach einer Karte der Totenstadt zu suchen. Eine gewagte Mission, die ihm das Leben kosten könnte, zumal auch andere dunkle Mächte hinter ihm her sind und die Toten im verbotenen Viertel nachts nie schlafen… (Schattenwanderer)

Titel: Schattenwanderer Autor: Alexey Pehov Verlag: Piper Reihe: Die Chroniken von Siala, #1 Seitenzahl: 560 Genre: Fantasy Alter: 16+ Erste Aufl.: 16. April 2012 Ausgaben: Taschenbuch, E-Book, Hörbuch ISBN: 978-3492268028 (TB) Folgeband: Schattenstürmer

Über das Buch und den Autor von Schattenwanderer

Bildquelle: alexeypehov.com
Alexey Pehov, Autor von Schattenwanderer
Bildquelle: alexeypehov.com

Alexey Pehov, eigentlich Alexei Jurjewitsch Pechow, wurde am 30. März 1978 in Moskau geboren und studierte zunächst Medizin mit Spezialisierung auf Kieferorthopädie, bevor er sich als Autor der Fantasyliteratur widmete. Er wohnt heute noch in Moskau und ist mit der Fantasyautorin Jelena Bytschkowa verheiratet. Pehov gehört, neben Sergej Lukianenko (Die-Wächter-Serie), zu den wohl bekanntesten russischen Fantasyautoren unserer Zeit. Seine Chroniken von Siala erreichten in Russland schon bald Kultstatus und wurden zudem in viele Sprachen übersetzt.
Schattenwanderer (russ.: Kraduscijsja v teni) ist Pehovs Debütroman und der erste Band des Dreiteilers Die Chroniken von Siala. Er erschien 2002 in Russland und am 16. April 2012 erstmalig auf Deutsch beim Piper Verlag. Das Taschenbuch hat 560 Seiten und die Handlung ist in 25 Kapitel unterteilt. Zusätzlich gibt es noch ein ausführliches Glossar mit vielen Begriffserklärungen.

Meine Meinung zu Schattenwanderer

Ich habe Schattenwanderer  2014 im Rahmen der jährlichen Weihnachtswichtel-Aktion im Bücherforum Büchertreff (kann ich nur empfehlen!) von meiner Wichtelmama erhalten und mich riesig gefreut. Ich hatte schon so einiges von Pehovs Büchern gehört und gelesen und war gespannt auf die Werke des russischen Autors. Ich bin ja schließlich immer auf der Suche nach neuen Fantasy-Schätzen. 🙂
Es hat dann aber noch über ein Jahr gedauert, bis ich dazu kam es zu lesen und war zunächst eigentlich sehr angetan. Leider muss ich jedoch sagen, dass mich das Buch nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte, aber der Reihe nach…

Auf www.alexeypehov.com gibt es einige sehenswerte Illustrationen zu den Büchern von Oleg Yudin. (Schattenwanderer)
Auf www.alexeypehov.com gibt es einige sehenswerte Illustrationen zu den Büchern von Oleg Yudin.

Gut gefallen haben mir die Ideen, die Alexey Pehov in seinem ersten Buch umsetzt. Klar, die Geschichte von einem Meisterdieb ist jetzt nicht ganz neu und der Name der Hauptperson, Garrett, erinnerte mich sofort an das Computerspiel Dark Project: Der Meisterdieb, das 1998 erschien und mich absolut fesseln konnte. Weitere Teile des Spiels folgten. Garrett ist aber auch ein wirklich passender Name für einen Dieb, wie ich finde. Jedenfalls hat sich der Autor einiges einfallen lassen, um die Handlung abwechslungsreich zu gestalten. Garrett muss zunächst einige kleinere und größere Missionen in Awendum erfolgreich meistern, bis er endlich auf die Reise zur Totenstadt geht. Ein guter Teil der Handlung des ersten Bandes spielt daher innerhalb der Hauptstadt Awendum, wo man als Leser den Dieb bei seinen Missionen durch finstere Gassen und über Dächer m Mondschein begleiten darf. Die vielen kleinen Aufgaben erinnerten mich ebenfalls ein bisschen an ein Computer-Rollenspiel. Manche waren notwendig, andere wieder machten auf mich den Eindruck einer Nebenhandlung, die man vielleicht auch hätte weglassen können. Abwechslungsreich war es in jedem Fall und auch richtig unterhaltsam. Garrett hat einen ganz eigenen Charakter, der von Sarkasmus nur so sprüht. So vergeht kein Kapitel, in dem er nicht einen witzigen Kommentar vom Stapel lässt. Insbesondere in brenzligen Situationen. Leider fand ich diese Charaktereigenschaft des Diebs manchmal ein wenig zu ausgereizt und es fehlte mir immer wieder die Ernsthaftigkeit. Mir fiel es schwer mich dauerhaft mit seinem Charakter zu identifizieren, weil sein ständiger Sarkasmus in gar zu einseitig wirken ließ. Eigentlich liebe ich Ironie und Sarkasmus bei Buchcharakteren, aber hier fand ich es übertrieben. Das Ergebnis ist ein recht lockerer Schreibstil, der in meinen Augen nicht immer zur dunklen Atmosphäre in manchen Abschnitten des Romans passen wollte. Ich weiß jetzt nicht, ob es an der deutschen Übersetzung liegt oder am Autor (ich kann nicht direkt vergleichen, denn ich kann kein Russisch), aber mich hat der streckenweise sehr umgangssprachliche Schreibstil sehr gestört. Wörter wie „Halodri“ und „Qualmkopf“ sind in meinen Augen einfach nicht angemessen. Auch werden Redewendungen verwendet, die irgendwie nicht passen. Hier ein paar Beispiele:

…jetzt bring mich mit deinem Geschwätz nicht länger auf die Palme!

Wir maßten uns an, die Magie der Oger zu kontrollieren, von der wir indes keinen blassen Schimmer hatten.

Baron Lonton bekam dann jedes Mal einen Rüffel, weil er nicht für Ruhe und Ordnung sorgte, woraufhin er seinen Leuten wiederum Feuer unterm Arsch machte.

Und ich musste mich auf eine Reise begeben, um an einem Ort, der Hunderte von Leagues entfernt lag, diese Zaubertröte zu beschaffen.

… und allerhand Mist wie getrocknete Fledermausscheiße.

Alexey Pehov: Schattenwanderer

Manchem mag dieser Stil gefallen, aber ich fand ihn einfach nur unpassend und, weil es eigentlich ständig so geht, irgendwann nur noch nervig. Schade, denn ansonsten waren Pehovs Ideen und die Handlung wirklich gut.

Alexey Pehov: Shadow Prowler UK-Ausgabe (Schattenwanderer)
Alexey Pehov: Shadow Prowler
UK-Ausgabe

Gut gefallen jedoch hat mir zum Beispiel sein Umgang mit den üblichen Fantasy-Klischees. So würden sich seine Zwerge im Buch, nicht einmal unter Androhung des Todes, einen Bart wachsen lassen. Die Elfen sind bei ihm direkt mit den Orks verwandt (und ähneln sich sogar äußerlich) und die Dämonen sind zwar groß und stinken, jedoch auch so dumm wie die Nacht finster. Alles ist eben ein wenig anders und das bringt frischen Wind in die Geschichte. Dass sich die einzelnen Rassen (Zwerge, Gnome, Elfen, Menschen, Kobolde,…) nicht immer ausstehen können, versteht sich von selbst. Als schließlich im letzten Drittel des Buches Garrett mit einer gemischten Gruppe aus unterschiedlichen Rassen zur Totenstadt aufbricht, führt das naturgemäß immer wieder zu handfesten Reibereien in der Gruppe. Das sollte wohl zwischendurch die Handlung auflockern, ging jedoch nach meinem Empfinden abermals ziemlich daneben, da die ständigen sinnlosen Wortgefechte und Sticheleien der Charaktere unterschiedlicher Rassen mich irgendwann einfach nur noch nervten, denn sie zogen die Handlung unnötig in die Länge und brachten sie nicht voran. Weniger wäre hier sicher mehr gewesen. Wahrscheinlich sollten die Dialoge auch witzig sein, aber irgendwann habe ich dann abgeschaltet und die betreffenden Passagen sogar nur noch überflogen.
Der Vorteil der Streitgespräche ist, dass die Protagonisten im Buch mehr charakterliche Tiefe gewinnen. Leider kamen dabei die äußerlichen Beschreibungen etwas kurz, sodass ich mir wenig unter ihnen vorstellen konnte. Schade eigentlich. Mal sehen, ob ich mir den zweiten Teil noch besorge. Für den Moment hab ich erstmal genug von Pehov.

Mein Fazit

3 von 5 Sternen „Blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück.“
3 von 5 Sternen
„Blieb leider hinter den Erwartungen zurück.“

Pehovs Debütroman Schattenwanderer wartet mit vielen guten Ideen und Charakteren und einer abwechslungsreichen Handlung auf. Leider fand ich die stilistische Umsetzung weit unter meinen Erwartungen. Ob es am Übersetzer liegt, kann ich nur vermuten. Jedenfalls konnte mich die übertriebene Verwendung von Sarkasmus und der allzu lockere Schreibstil für ein Buch dieses Genres nicht vom Hocker reißen. Manchen mag das gefallen, mir in dem Fall nicht. Im letzten Drittel häufen sich zudem die Längen durch sinnlose Dialoge und man hätte das Buch wohl leicht um 50 Seiten kürzen können.
Wem das alles nicht stört und wer eine abwechslungsreiche Fantasygeschichte mit viel Witz im Stil bekannter Rollenspiele sucht, dem sei Schattenwanderer jedoch empfohlen.

Jay

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