28. März 2024

5-Sterne-Bücher und der Gripping-Faktor

JayKay

Je mehr Bücher man liest und rezensiert, umso mehr gewinnt man natürlich an Erfahrung. Während man anfangs vielleicht weniger kritisch in seinen Rezensionen ist, wird man im Laufe der Zeit und je mehr man über Bewertungen nachdenkt, immer mehr Kriterien finden, die die eigene Meinung positiv oder negativ beeinflussen können. Zumindest mir ging es so. Hat man zu Beginn der Bloggerei noch auf Dinge wie Witz und Sprachstil geachtet, so kamen später sukzessive eine Vielzahl weiterer Kriterien hinzu, die jedoch nicht immer klar messbar sind. Zumindest mir ging und geht es so. Ein wichtiges Kriterium ist der Gripping-Faktor.

Bücher wie Sterne gibt es inzwischen seit mehr als 14 Monaten und nach über 120 rezensierten Büchern habe ich inzwischen eine recht gute Vorstellung davon entwickelt, was für mich persönlich ein echtes Fünf-Sterne-Buch ausmacht. Autoren, die das hier lesen, werden jetzt vielleicht aufhorchen, um hinter dieses  „Erfolgsrezept“ zu kommen. Andererseits gebe ich mich auch keinen Illusionen hin. Mein Blog ist zu klein und bescheiden und sicherlich nicht der Nabel der Literaturszene. Einem Stephen King, Joe Abercrombie oder George R. R. Martin ist es vermutlich herzlich egal, nach welchen Kriterien ich meine Sterne vergebe. Sie schreiben, wie sie eben schreiben (und das ist gut so). Welchen Wert also jemand auf meine Meinung von ein Buch legt, muss jede/r selbst entscheiden. Anyway…

Fünf goldene Sterne bekommen bei mir nur ganz bestimmte Bücher. Sie müssen etwas mitbringen, dass ich hier mal den „Gripping-Faktor“ nennen möchte. Es ist nicht unschwer zu erkennen, dass das Wort aus dem Englischen kommt und so viel heißt wie ergreifend oder festhaltend. Das ist für mich auch der wesentliche Punkt. Ein Buch kann zwar ansprechend geschrieben sein, die Handlung viele tolle Ideen beinhalten und meinetwegen kann es auch auf sämtlichen Bestsellerlisten der Welt an erster Stelle stehen, trotz alledem wird es von mir sicher keine fünf Sterne bekommen, wenn es mich nicht fesseln kann. Und mit fesseln meine ich auch wirklich fesseln. Es darf mir dabei nicht einmal der Gedanke kommen, dass ich das Buch aus der Hand legen könnte bevor es beendet ist. Aus diesem Grund sind diese Fünf-Sterne-Bücher auch innerhalb eines einzigen Tages gelesen. Gut, wenn es sich um einen englischen Wälzer zum Beispiel von Joe Abercrombie oder Peter V. Brett handelt, dann dürfen es auch schon mal zwei oder gar drei Tage werden. Das liegt dann aber sicher nicht an langen Lesepausen, denn die sind bei solchen Autoren quasi nicht vorhanden, sondern am Umfang des Buches. Eintausend englische Seiten an nur einem Tag? Selbst als Englischlehrer beim besten Willen nicht. Einzig und allein der Körper mit seinem natürlichen Bedürfnis nach Schlaf kann einem solchen Lesemarathon Einhalt gebieten. Ansonsten läuft man den von der ersten bis zur letzten Seite durch und das ohne Rücksicht auf so gänzlich unwichtige Dinge wie die Nahrungsaufnahme. Dafür bleibt einfach keine Zeit.

In meiner Jugend habe ich in den Ferien mitunter täglich ein 400-Seiten-Buch verschlungen (die Perry-Rhodan-Silberbände haben echtes Suchtpotential!) und auch heute klappt das in den Ferien noch hin und wieder. Gelobt sei hier der Lehrerberuf ohne die korrekturintensiven Fächer.

Bringt den Gripping-Faktor mit: Joe Abercrombie Fotografiert am LONCON 3 London, August 2014
Bringt den Gripping-Faktor mit:
Joe Abercrombie
Fotografiert am LONCON 3
London, August 2014

Wenn es also ein Autor schafft, mich mit seiner Geschichte derart in den Bann zu ziehen, dann ist er zunächst einmal auf dem besten Weg zur Höchstbewertung. Gripping-Faktor bedeutet für mich aber nicht nur fesselnd während der Lektüre, sondern auch noch danach. Ein echtes Fünf-Sterne-Buch beschäftigt mich gedanklich auch nachdem ich es beendet habe. Es muss also weitaus mehr sein, als einfach „nur“ spannend. Es muss mich bewegen und mich über seine Zeit zum Nachdenken anregen. Es muss mir im Gedächtnis bleiben und in mir sogar den dringenden Wunsch wecken, es sofort noch einmal lesen zu wollen. Das schaffen aber leider nur die wenigsten Werke. Ich glaube auch nicht, dass man das erlernen kann. Entweder ein Autor (oder eine Autorin) kann es, oder er/sie kann es eben nicht. Ein kleiner Trost bleibt jedoch immer: 4,5 oder 4 Sterne sind ja auch nicht sooo schlecht, oder?

Jay

Wen es interessiert, der schaue sich einfach mal meine Fünf-Sterne-Bücher an. Sie sind definitiv einen Blick wert und über Kommentare freue ich mich sowieso.

2 Gedanken zu “5-Sterne-Bücher und der Gripping-Faktor

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